POINTS OF VIEW
Landschaft verstehen
Der Tagung vorausgegangen ist die Ausstellung „Points of View – Landschaft verstehen“ mit Künstlern und Wissenschaftlern, kuratiert von Richard Schindler und Rita Deschler im November 2007 und wesentlich von der Braun Stiftung gefördert und unterstützt vom Kulturamt der Stadt Freiburg, der Künstlerwerkstatt L6 in Kooperation mit dem Kulturwerk T66.

In der Ausstellung lag der Fokus des Interesses auf dem Aspekt der Blickkonstruktion durch technische Einrichtungen: Ohne die Straßen und Wege, ohne die Aussichtstürme und Bänke, gäbe es die Landschaft, die sie uns zu sehen geben, nicht. Für die Ausstellung wurden Künstler gewonnen, deren Arbeit sich zu dieser Fragestellung aufschlußreich rezipieren läßt.

In der Kooperation zwischen Künstlern und Wissenschaftlern "wurde schnell deutlich, dass in Kunst und Wissenschaft ähnlich benannte Objekte (´Landschaft´) mit ganz unterschiedlichen Fragestellungen und Methoden angegangen werden. Wahrnehmung, Ausdruck und Darstellung entsprechen unterschiedlichen Kategorien des Zugangs. Auch wenn Sprache nicht das einzige Medium der Annäherung ist, lohnt es – so das Ergebnis der sondierenden Gespräche –, miteinander über den Landschaftsbegriff nachzudenken. Und es geht nicht nur um unterschiedliche Zugänge. Der Untertitel der Tagung (´Geographie und Ästhetik, Tourismus und Energie´) deutet an, dass ein weites Feld sehr unterschiedlicher Denk- und Arbeitsansätze abzustecken und anzusprechen war. Verbunden wurden die Aktivitäten mit der Hoffnung, dass ein Gespräch und Gedankenaustausch über die jeweiligen Fach- und Ausdrucksgrenzen hinaus möglich ist."
Jörg Stadelbauer: Points of View – Landschaft verstehen: Eine Einführung. In: Landschaft verstehen: Geographie und Ästhetik, Energie und Technik. Herausgeber: Richard Schindler, Jörg Stadelbauer, Werner Konold. modo Verlag, Freiburg 2008

"Nicht nur nach alltäglichem Verständnis gelten Wissenschaft und Kunst als sich gegenseitig ausschließende, konträre Welten. Wissenschaft und Kunst sind, auch systemtheoretischer Einsicht zufolge und soziologisch fachsprachlich formuliert, ausdifferenzierte gesellschaftliche Funktionsbereiche, die sich nichts zu sagen haben – weil sie sich nichts sagen können. Jede Operation des einen Systems gilt dem jeweils anderen als Umweltereignis – und das bedeutet, dass das jeweils Andere sich den systemeigenen Grenzziehungen verdankt: es gibt gleichsam kein Außen, mit dem zu kommunizieren wäre."

"Zwar umfasst wissenschaftliches Handeln immer auch schon ästhetische Gesichtspunkte, und künstlerische Hervorbringung muss immer auch rationale Gesichtspunkte berücksichtigen, aber gleichwohl kann beiden Bereichen gerade das problematisch sein, was dem jeweils anderen selbstverständlich ist. Tatsächlich kommen selbst in drängenden Problemfällen diejenigen nicht zusammen, von denen man sich einen gemeinsamen Beitrag zur Lösung eines Problems wünscht. Aber solche ´operative Geschlossenheit´ schließt ´Resonanzen und Koppelungen´ mit wechselseitigem Gewinn nicht aus. Auf diese zumindest durften wir hoffen, als wir das Projekt angingen."
Richard Schindler: Rückblick. In: Landschaft verstehen: Geographie und Ästhetik, Energie und Technik. Herausgeber: Richard Schindler, Jörg Stadelbauer, Werner Konold. modo Verlag, Freiburg 2008